Keime müssen draußen bleiben

Landeszentrum für Zell- und Gentherapie eröffnet

Wochenspiegel vom 1. Juni 2005

 

Halle (ks). „Das Essen wird natürlich auch unter besonderen Bedingungen zubereitet.“ Noch war am Montag das Einbett-Zimmer im gerade eröffneten Landeszentrum für Zell- und Gentherapie am Klinikum Kröllwitz, Ernst-Grube-Straße, nicht belegt, Oberschwester Gertraud Jansen konnte dem WOCHENSPIEGEL noch einen Blick in das im freundlichen Gelb/Orange gehaltene Zimmer gewähren. Künftig wird nur noch ein Blick durch die Glasscheiben der Tür möglich sein. Es gilt: Keime müssen draußen bleiben! Infusionsschläuche werden durch eine kleine Öffnung in der Wand geführt; Monitore überwachen außerhalb des Krankenzimmers die Kreislauffunktionen und das Pflegepersonal gelangt nur über eine Schleuse in das Krankenzimmer. Krebspatienten, deren Immunsystem nach Chemo- und Strahlentherapie extrem geschwächt ist, werden soweit wie möglich vor Keimen geschützt. Fünf solcher Zimmer für Kinder, fünf für Erwachsene (nach Bedarf variabel) stehen im Landeszentrum für Zell- und Gentherapie zur Verfügung. Das, von der Deutschen Krebshilfe mit 10,1 Millionen Euro, vom Klinikum der Medizinischen Fakultät der MLU mit 4,1 Millionen Euro und vom Land Sachsen-Anhalt mit 2,9 Millionen Euro finanzierte Gebäude, beherbergt eine Tagesklinik mit Ambulanz, eine allogene Bettenstation (für Transplan­tationen mit Spender-Stammzellen), eine autologe Bettenstation (für Transplantationen mit eigenen Stammzellen), im Untergeschoss die Strahlentherapie mit einem Linear­beschleuniger, der mit Röntgenstrahlen mit hoher Energie Tumorzellen schädigt und im obersten (3.) Geschoss Forschungslabore zur Gen- und Zelltherapie.

 

Die bis zum Boden reichenden Fenster der Patientenzimmer sind alle nach Osten mit Blick in die Landschaft ausgerichtet, für die schwerkranken Kinder ist ein Spielzimmer eingerichtet worden und ein „Snoezleraum“ bietet Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit sich zu entspannen. Ab heute werden in dem neuen Landeszentrum vor allem Patienten mit Leukämie und Lymphomen behandelt, die nach Chemo- und Strahlentherapie eigene oder fremde blutbildende Stammzellen transplantiert bekommen.

 

Gleichzeitig wird mit einem internationalen Spitzenteam intensiv an der Gentherapie der Stammzellen geforscht, um ein Verfahren für die klinische Praxis zu entwickeln.