Patient hinter Schleusen

Im Krebszentrum Halle bleiben Keime draußen - Heilung per Stammzelle

Mitteldeutsche Zeitung vom 31. Mai 2005 (Seite 3)

 

Halle/MZ/alo. Zimmerpflanzen? Oberschwester Waltraud Janzen schüttet den Kopf: „Die dürfen hier nicht rein, das wäre zu gefährlich.“ Steril soll alles sein, frei von Keimen. Am Landeszentrum für Zell- und Gentherapie in Halle herrscht peinliche Sauberkeit. Denn schon der kleinste Erreger kann großes Unheil anrichten, lebensbedrohliche Infektionen auslösen.

 

Am neuen Krebszentrum des Kröllwitzer Uni-Klinikums werden künftig Stammzellen transplantiert. Sie gelten als Schlüssel bei der Heilung von Blutkrebs.„Man gewinnt sie aus dem eigenen Blut, oder von einem Spender“, so der Onkologe Hans-Joachim Schmoll. Nach einer Chemotherapie, die die kranken Blutzellen bekämpft, werden die Stammzellen in den Körper transplantiert, damit sie dort neues, gesundes Blut bilden. Der Patient ist in dieser Phase sehr geschwächt, Infektionen müssen vermieden werden. Daran wurde beim Bau des 17,1 Millionen Euro teuren Zentrums gedacht. Das Personal geht durch Sicherheitsschleusen. Und die Geräte zur Patientenüberwachung stehen nicht am Krankenbett, sondern in einem separaten Raum, um unnötigen Kontakt mit Ärzten und Pflegern zu vermeiden. „Auch die Nahrung wird extra gegen Keime behandelt“, sagt der Hämatologe Jürgen Föll.

 

Die Deutsche Krebshilfe trug zwei Drittel der Baukosten. Präsidentin Dagmar Schipanski sprach gestern zur Eröffnung von einer der modernsten Stammzellen-Zentren in Deutschland. Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) lobte das Klinikum, da es sich wie vereinbart konsequent auf den Therapieschwerpunkt Hämatologie/Onkologie konzentriere.