Stadt plant Superleitstelle vorerst ohne Rotes Kreuz

Bis Anfang 2006 will die Stadt in Bad Cannstatt eine Leitzentrale der Superlative bauen. Die Leitstelle für Sicherheit und Mobilität soll Verkehrs- und Katastrophenmanagement sowie die Einsatzzentrale der Feuerwehr beherbergen. Geplant wird bisher noch ohne das Deutsche Rote Kreuz (DRK).

von Michael Deufel, Stuttgarter Nachrichten vom 07.05.2004

 

Schon seit Jahren wünscht sich die Stuttgarter Feuerwehr eine neue Einsatzzentrale als Ersatz für die technisch veraltete Einrichtung an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt. Allein, es fehlten der nötige Partner und auch das Geld. Das jahrelange Werben beim DRK für eine gemeinsame Rettungsleitzentrale blieb bisher erfolglos. Die eigene Rettungsleitstelle an der Heilmannstraße arbeite kostendeckend, die Einsatzzentrale der Feuerwehr hingegen sei auf Zuschüsse angewiesen, argumentierte das DRK bisher. Zudem habe das Rote Kreuz den Löwenanteil der eingehenden Notfallfahrten zu bestreiten. Zuletzt hatte das DRK Gesprächsbereitschaft signalisiert – doch nun ist die Stadt mit einer eigenen Idee vorgeprescht.

 

Am Donnerstag präsentierte OB Wolfgang Schuster in einer eilig einberufenen Pressekonferenz Pläne für eine Leitstelle für Sicherheit und Mobilität. Neben der neuen Einsatzzentrale der Feuerwehr soll in dem 4,15 Millionen Euro teuren Neubau an der Cannstatter Mercedesstraße auch die im Aufbau befindliche Integrierte Verkehrsleitzentrale (IVLZ) von Stadt, Polizei und Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) Platz finden. Auch das so genannte Führungs- und Lagezentrum für außergewöhnliche Ereignisse und Katastrophen wird in Cannstatt eingerichtet. Durch die Zusammenarbeit in einer Leitstelle, so die Hoffnung, verkürze sich die Zeit zwischen Notruf und Ankunft am Einsatzort.

 

Ob sich auch das DRK in der neuen Superleitstelle engagiert, ist noch offen. „Wir würden uns freuen, wenn das DRK den Ball aufnimmt“, sandte der OB ein erstes Signal. Feuerwehr‑Chef Frank Knödler könnte sich vorstellen, dass sich das DRK zum Beispiel einmietet und die Krankenkassen diesen Teil der Finanzierung übernehmen. „Von diesen Plänen hören wir zum ersten Mal“, zeigte sich DRK-Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling überrascht. Sprecher Victor Felber sieht im Schritt der Stadt, „nicht das, was man unter partnerschaftlichem Umgang miteinander versteht“. Die zugesagten Gespräche indes werden von DRK-Seite nicht in Frage gestellt.

 

Polizeipräsident Martin Schairer lobte die Pläne als „einen Quantensprung im Bereich Verkehrsleitzentrale“. Tatsächlich wird auch die Stadt mit dem Neubau ein Problem los. Für die IVLZ die in den Bereichen Stuttgart-Mitte und -Nord sowie am Wasen bis zur Fußball-WM realisiert sein soll, war die Stadt bei der Suche nach Räumen bisher noch nicht fündig geworden. „Da kam uns die Idee von Herrn Knödler zupass“, sagte Ordnungsamtschef Till Neumann, der sonst in seiner Behörde im Schwabenzentrum zeitweilig hätte Platz schaffen müssen.

 

Die nahe Fußball-WM nannte der OB auch als Grund für die Eile. Drei Wochen habe man für das Konzept benötigt, dem der Gemeinderat am 13. Mai zustimmen soll. Nach zwölfmonatiger Bauzeit soll die Superleitzentrale Anfang 2006 fertig werden. Bereits bewilligte rund zehn Millionen Euro für Feuerwehr-Einsatzzentrale und IVLZ fließen in das Cannstatter Projekt.